Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) ist eine innovative Form der Psychotherapie, die Sie dabei unterstützt, ein wertebasiertes und erfülltes Leben zu führen. Im Zentrum der Methode stehen Achtsamkeit, Akzeptanz und engagiertes Handeln. Ein zentraler Bestandteil von ACT sind praktische Übungen, die sowohl in der Therapie als auch im Alltag Anwendung finden, um die Prinzipien der Methode zu verinnerlichen. Diese Übungen sind essenziell und werden auch in der Ausbildung zur Akzeptanz- und Commitment-Therapie intensiv geschult.
Zentrale Übungsformen der ACT
Die Übungen der ACT lassen sich in formelle und informelle Praxis unterteilen. Während formelle Übungen strukturierte Achtsamkeitstechniken beinhalten, zielt die informelle Praxis darauf ab, Achtsamkeit in alltägliche Routinen zu integrieren.
1. Body-Scan
Der Body-Scan gehört zu den bekanntesten Übungen der Akzeptanz- und Commitment-Therapie. Dabei lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit schrittweise durch verschiedene Körperbereiche, beginnend bei den Füßen und endend beim Kopf. Ziel ist es, Empfindungen bewusst wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten.
Wie funktioniert der Body-Scan?
Die Übung beginnt mit einer kurzen Konzentration auf Ihren Atem. Anschließend richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf verschiedene Körperregionen. Dabei geht es nicht darum, etwas Bestimmtes zu spüren oder zu verändern, sondern das Wahrgenommene mit Akzeptanz zu betrachten. Selbst Empfindungen wie Unruhe oder das „Nicht-Spüren“ eines Körperteils gelten als wertvolle Erfahrungen.
Diese Technik ist besonders hilfreich, um eine bessere Verbindung zwischen Körper und Geist herzustellen und den Umgang mit unangenehmen Gefühlen zu verbessern.
2. Achtsame Körperarbeit
ACT integriert Elemente aus dem Yoga, insbesondere aus dem Hatha-Yoga, um Ihre Körperwahrnehmung und Achtsamkeit zu fördern. Bei diesen Übungen liegt der Fokus nicht auf der perfekten Ausführung von Bewegungen, sondern darauf, Ihre körperlichen Grenzen bewusst wahrzunehmen und Gedanken ohne Bewertung zu beobachten.
Diese Übungen sind besonders wertvoll, wenn Sie ein hohes Stresslevel oder körperliche Beschwerden erleben. Sie lernen, eine akzeptierende Haltung gegenüber Ihren körperlichen Empfindungen einzunehmen.
3. Sitzmeditation
Die Sitzmeditation ist eine klassische Achtsamkeitsübung, die in ACT verwendet wird, um Ihre Präsenz im gegenwärtigen Moment zu stärken. Ihre Aufmerksamkeit wird dabei auf Ihre Atmung gelenkt, während Sie das Abschweifen Ihrer Gedanken bewusst und wertfrei wahrnehmen.
Praktische Tipps:
Beginnen Sie mit einer Dauer von 5–10 Minuten. Mit zunehmender Übung können Sie die Sitzzeit schrittweise verlängern.
4. Gehmeditation
Die Gehmeditation ist eine dynamische Übung, bei der Sie sich langsam und achtsam bewegen. Jede Bewegung – vom Anheben des Fußes bis zum Absetzen – wird bewusst wahrgenommen.
Diese Praxis eignet sich besonders, um Achtsamkeit in Bewegung zu erleben, und dient häufig als Übergang von formellen zu informellen Übungen.
Informelle Übungen im Alltag
Die Integration von Achtsamkeit in alltägliche Aktivitäten ist ein zentraler Bestandteil von ACT. Informelle Übungen fördern Ihre Fähigkeit, auch in stressigen Momenten präsent zu bleiben.
Beispiele für informelle Übungen:
Achtsames Zähneputzen
Spüren Sie die Bewegungen der Zahnbürste, den Geschmack der Zahnpasta und die Empfindungen in Ihrem Mund.
Achtsames Essen
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Textur, den Geschmack und den Geruch Ihrer Speisen.
Durch regelmäßige Praxis wird Achtsamkeit zu einer natürlichen Haltung, die Ihnen in allen Lebenssituationen zur Verfügung steht.
Die Bedeutung der Übungen in der ACT-Ausbildung
In der Ausbildung zur Akzeptanz- und Commitment-Therapie lernen Therapeuten, diese Übungen nicht nur kompetent anzuleiten, sondern auch individuell auf die Bedürfnisse ihrer Klienten abzustimmen. Ziel ist es, Ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, die Sie selbstständig in Ihren Alltag integrieren können.
Ein besonderer Bestandteil der Arbeit mit ACT-Übungen ist der sogenannte Inquiry-Prozess, der nach jeder Übung stattfindet. Hier reflektieren Sie Ihre Erfahrungen und entwickeln alternative Perspektiven auf gewohnte Denkmuster und Verhaltensweisen.
Fazit
Die Übungen der Akzeptanz- und Commitment-Therapie bilden das Herzstück dieser wirksamen Methode. Ob Body-Scan, Sitzmeditation oder achtsame Körperarbeit – jede dieser Techniken hilft Ihnen, mit Akzeptanz und Achtsamkeit auf das Leben zu reagieren, anstatt automatisch zu handeln.
Diese Übungen sind nicht nur für Klienten von unschätzbarem Wert, sondern auch ein zentraler Bestandteil der Ausbildung zur Akzeptanz- und Commitment-Therapie. Sie eröffnen Ihnen neue Wege, Achtsamkeit in Therapie und Alltag zu integrieren und dadurch eine nachhaltige Veränderung zu ermöglichen.
Mit regelmäßiger Praxis stärken Sie nicht nur Ihre Resilienz, sondern auch Ihre Fähigkeit, ein wertebasiertes und erfülltes Leben zu führen – ein Gewinn, der weit über die therapeutische Beziehung hinausgeht.
Dieser Artikel wurde von Viktoria Krebs, Psychologin in Ausbildung, GORTcoaching geschrieben und stützt sich auf Informationen aus:
Michalak, J., Blaeser, S., & Heidenreich, T. (2012). Achtsamkeitsbasierte Therapie. Psychiatrie und Psychotherapie up2date, 6(04), 245–256. https://doi.org/10.1055/s-0032-1304959