Burnout ist längst kein Randphänomen mehr – in vielen Organisationen hat es sich zu einem ernstzunehmenden Thema entwickelt. Die Ursachen sind oft komplex und nicht auf individueller Ebene allein zu lösen. Systemisches Coaching bietet hier einen wirkungsvollen Ansatz, um Burnout nicht nur zu erkennen, sondern auch die dahinterliegenden systemischen Dynamiken zu verstehen und nachhaltig zu bearbeiten.
Burnout: Mehr als ein individuelles Problem
Oft wird Burnout als persönliches Versagen oder mangelnde Resilienz gedeutet. Doch dieser Blick greift zu kurz. Menschen geraten nicht isoliert in eine Burnout-Spirale – sie agieren und reagieren innerhalb eines sozialen und organisationalen Systems. Arbeitsstrukturen, Führungskultur, Kommunikationsmuster, und unausgesprochene Erwartungen spielen eine entscheidende Rolle. Deshalb braucht es einen Ansatz, der das gesamte System in den Blick nimmt – und genau hier setzt das systemische Coaching an.
Systemische Ursachen verstehen
Systemisches Coaching betrachtet den Coachee nicht als isoliertes Individuum, sondern als Teil verschiedener sozialer Systeme – beispielsweise des Teams, der Organisation oder auch der Familie. Das Ziel ist es, Wechselwirkungen sichtbar zu machen: Welche Dynamiken innerhalb des Unternehmens begünstigen chronische Überlastung? Welche unausgesprochenen Regeln fördern Perfektionismus oder ständige Erreichbarkeit? Welche Rollen nehmen Mitarbeitende ein – freiwillig oder unfreiwillig?
Ein systemischer Coach hilft dabei, diese Zusammenhänge aufzudecken. Das kann bedeuten, dass nicht nur die persönlichen Stressmuster beleuchtet werden, sondern auch Aspekte wie:
- Unklare Rollenerwartungen im Team
- Widersprüchliche Erwartungen von Führungskräften und Kolleginnen und Kollegen
- Unausgesprochene Loyalitätskonflikte
- Fehlende Feedbackkultur oder psychologische Sicherheit
Perspektivwechsel durch systemisches Fragen
Ein zentrales Werkzeug im systemischen Coaching ist das zirkuläre Fragen. Dabei wird nicht direkt nach der eigenen Meinung gefragt, sondern etwa: „Was glauben Sie, wie Ihre Kollegin Ihre Rolle im Projekt sieht?“ oder „Welche unausgesprochenen Erwartungen könnten Ihrer Meinung nach in Ihrer Abteilung herrschen?“ Diese Art des Fragens öffnet den Raum für neue Sichtweisen und fördert die Reflexion über das eigene Verhalten im Zusammenspiel mit dem Umfeld.
Durch diesen Perspektivwechsel entstehen oft überraschende Einsichten: Zum Beispiel wird plötzlich klar, dass der eigene Perfektionismus weniger aus einem inneren Antreiber, sondern eher aus einer kulturellen Norm im Unternehmen hervorgeht. Oder dass die ständige Erreichbarkeit nicht unbedingt erwartet wird, sondern aus einem Missverständnis über Teamnormen heraus entsteht.
Nachhaltige Veränderungen ermöglichen
Systemisches Coaching bleibt nicht bei der Analyse stehen. Es unterstützt Mitarbeitende dabei, konkrete Schritte für Veränderung zu entwickeln – auf individueller wie auf organisationaler Ebene. Das kann bedeuten, klare Kommunikationsregeln zu etablieren, die eigene Rolle neu zu verhandeln oder auch systemische Impulse in die Organisation zurückzutragen.
Besonders wirksam ist systemisches Coaching, wenn es nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Teams oder Führungskräfte einbezieht. Denn die Veränderung eines Elements im System kann positive Effekte auf das gesamte Gefüge haben – und somit auch präventiv gegen Burnout wirken.
Fazit: Den Blick erweitern, um Burnout zu begegnen
Burnout entsteht selten im luftleeren Raum. Wer nur das individuelle Verhalten betrachtet, vernachlässigt mögliche systemischen Ursachen. Systemisches Coaching bietet die Möglichkeit, diese tieferliegenden Zusammenhänge zu erkennen und gezielt anzugehen – mit einem ganzheitlichen Blick, der nachhaltige Veränderung fördert. Bei uns können Sie ganz einfach ein Burnout-Coaching mit einem systemischen Ansatz buchen.
DIESER ARTIKEL WURDE VON CELIA JALAß, KLINISCHE PSYCHOLOGIN, GORTCOACHING GESCHRIEBEN UND STÜTZT SICH AUS INFORMATIONEN AUS:
Bhatnagar, V. R. (2020). Systemic coaching for higher effectiveness. Industrial and Commercial Training, 53(1), 1–14.