Angststörungen sind für viele Menschen eine große Herausforderung. Oft steht der Wunsch im Vordergrund, die Angst zu kontrollieren oder sie vollständig loszuwerden. Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) schlägt jedoch einen anderen Weg vor: Statt die Angst zu bekämpfen, lädt ACT Sie dazu ein, sie zu akzeptieren und den Fokus auf das zu richten, was Ihnen im Leben wirklich wichtig ist.
Was ist ACT und wie funktioniert sie?
Die ACT ist ein moderner therapeutischer Ansatz, der darauf abzielt, einen flexiblen und akzeptierenden Umgang mit schwierigen Emotionen wie Angst zu fördern. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ansätzen, die oft darauf abzielen, Ängste zu reduzieren oder zu kontrollieren, liegt der Schwerpunkt der ACT darauf, die Beziehung zur Angst zu verändern.
Sie lernen, die Angst nicht als Feind zu betrachten, sondern als natürlichen Teil Ihrer emotionalen Welt. Der Fokus wird von der Bewältigung der Angst hin zu Ihren persönlichen Werten und Zielen verschoben. Dieser Perspektivwechsel kann Ihnen helfen, ein erfülltes Leben zu führen – auch wenn die Angst weiterhin präsent ist.
Von der Angstbewältigung zur Werteorientierung
Viele Menschen mit Angststörungen haben das Gefühl, dass ihr Leben durch die Angst eingeschränkt wird. Die übliche Annahme ist, dass die Angst erst verschwinden muss, bevor man wieder ein normales Leben führen kann. ACT hinterfragt diesen Ansatz radikal.
Statt sich auf die Kontrolle der Angst zu konzentrieren, ermutigt ACT Sie, sich auf das zu fokussieren, was Ihnen wichtig ist. Eine zentrale Frage in der Therapie lautet: „Welche Werte und Ziele möchten Sie in Ihrem Leben verwirklichen, unabhängig von Ihrer Angst?“ Diese Orientierung an persönlichen Werten hilft Ihnen, neue Prioritäten zu setzen und Handlungsspielräume zu schaffen.
Wissenschaftlich fundiert und praxisnah
ACT hat sich in mehreren großen klinischen Studien als wirksam erwiesen, auch bei schwierigen Fällen. Besonders bemerkenswert ist, dass die Therapie oft dort greift, wo andere Ansätze, wie die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben.
Die strukturierte Vorgehensweise von ACT ermöglicht eine klare Orientierung während der Therapie. Jede Sitzung hat einen festen Plan, der Übungen und Aufgaben enthält, die Sie Schritt für Schritt unterstützen. Gleichzeitig bleibt Raum für individuelle Anpassungen, sodass Ihre spezifischen Bedürfnisse berücksichtigt werden können.
Transdiagnostische Stärke
ACT ist nicht nur bei Angststörungen wirksam, sondern bietet auch Ansätze für andere psychische Belastungen wie Depressionen, Traumata oder Selbstzweifel. Dies liegt daran, dass die Prinzipien der ACT auf einen flexiblen und akzeptierenden Umgang mit schwierigen Emotionen abzielen – unabhängig von der konkreten Diagnose.
Diese transdiagnostische Stärke macht ACT besonders wertvoll für Menschen, die nicht nur mit Angststörungen, sondern auch mit weiteren Herausforderungen zu kämpfen haben.
Kritik und Herausforderungen
Trotz ihrer vielversprechenden Ergebnisse ist ACT nicht frei von Kritik. Einige Expert*innen weisen darauf hin, dass ACT ein relativ neuer Ansatz ist und noch nicht in allen Bereichen umfassend erforscht wurde.
Zudem erfordert die Therapie Offenheit und Bereitschaft, alte Denk- und Verhaltensmuster zu hinterfragen. Der Weg hin zu einem neuen Umgang mit Angst kann herausfordernd sein, bietet jedoch auch die Chance auf tiefgreifende Veränderungen.
Ein neuer Umgang mit Angst
ACT bietet eine Perspektive, die Mut macht: Sie müssen Ihre Angst nicht vollständig überwinden, um ein erfülltes Leben zu führen. Indem Sie lernen, die Angst anzunehmen und sich gleichzeitig auf Ihre Werte und Ziele zu konzentrieren, gewinnen Sie mehr Freiheit und Selbstbestimmung.
Dieser Ansatz erfordert einen radikalen Wandel in der Art und Weise, wie wir über Angst denken – weg von der Kontrolle hin zur Akzeptanz. Doch genau dieser Wandel kann Ihnen ermöglichen, ein Leben zu führen, das nicht länger von der Angst bestimmt wird, sondern von dem, was Ihnen wirklich wichtig ist.
ACT zeigt, dass ein Leben voller Sinn und Erfüllung auch inmitten von Angst möglich ist. Warum nicht diesen neuen Weg ausprobieren?
Dieser Artikel wurde von Viktoria Krebs, Psychologin in Ausbildung, GORTcoaching geschrieben und stützt sich auf Informationen aus:
Saputra, W. N. E., & Widiasari, S. (2016). Acceptance and commitment therapy: the new wave of cognitive behavior therapy. SCHOULID: Indonesian Journal of School Counseling, 1(1), 1. https://doi.org/10.23916/schoulid.v1i1.28.1-5